10-Loch Okarinas

letztes Update 25.5.2020

 

Es gibt 10-Loch Okarinas mit einer Kammer und mit zwei Kammern.

Außerdem muss man unterscheiden, ob der tiefste Ton der 10-Loch-Okarina der Grundton oder der Leitton ist.

 

10-Loch Okarinas mit 1 Kammer

10-Loch-Ocarinas mit einer Kammer werden meines Wissens nach ausschließlich mit linearem Griffsystem gespielt. Das bedeutet, dass die in einer Reihe/Linie angeordneten Löcher der Reihe nach geöffnet werden (zuerst rechts und dann links). Dabei entsteht automatisch eine Tonleiter. Die muss nicht zwangsläufig in Dur sein. Giorgio Pacchioni baute auch Okarinas, die völlig anders gestimmt waren.

Ist die Tonleiter der Travers-Okarina in Dur intoniert, können mit Hilfe von Gabelgriffen Zwischenstufen und dadurch ganz verschiedene Tonarten gespielt werden.

Das Gegenteil von linearen Griffsystemen ist das Englisch Crossfingering, bei dem die Tonleiter mit Hilfe einer Vielzahl von Grifflochkombinationen entsteht, für die die Finger kreuz und quer gewechselt werden. 

Die Wiege der italienischen 10-Loch Travers Okarina ist Budrio, eine Kleinstadt in der Nähe von Bologna. Der Erfinder dieser Gefäßflötenform ist Guiseppe Donati.

Okarinamuseum Budrio, Töpferarbeit  "Donati in seiner Werkstatt"
Okarinamuseum Budrio, Töpferarbeit "Donati in seiner Werkstatt"

Die klassische Budrio-Ocarina wird als 7-stimmiges Set angeboten 1Do 2Sol 3Do 4Sol 5Do 6Sol 7Do. Die Tonlage 3Do oder Do3 entspricht einer C3 oder AC Okarina mit dem Grundton C5 = c''. Die Instrumente dieser chromatisch gestimmten Konzert-Ocarina-Serie reichen in den hohen Stimmlagen bis zur Undezime, also bis zur 11. Tonleiterstufe. Bei einer Okarina mit Grundton C ist das das hohe F. Die tieferen Stimmlagen werden von einigen Okarinabauern lediglich mit 8-Grifflöchern, also ohne das Loch für den linken kleinen Finger und ohne das rechte Daumenloch angeboten.  Dadurch sind diese beiden Finger frei positionierbar und es können keine undichten Stellen entstehen, wenn sie beim Spielen verschoben werden, um die Okarina sicher halten zu können. Das gewährleistet einen vollen runden Klang.

Dies ist eine Sammlung Pacchioni-Okarinas mit 8, 10 und 11 Grifflöchern. Die kleinste 10-Loch-Okarina auf diesem Foto ist eine C1 und die größte eine F6. Die C7 wäre noch etwas größer. Der Winzling in der Mitte ist eine 6-Loch-Okarina.

 

Die Okarinas werden von manchen Okarinabauern in vielen Stimmlagen angeboten: C, Bb, G und F sind die gebräuchlichsten. So kommt man leicht auf 14 Instrumente und mehr.

 

Gute Okarinabauer entwickeln ihren eigenen Stil, nachdem sie andere Okarinas durch Rekonstruktion/Nachbau studiert und durch vielerlei Erfahrungen gelernt haben, was den Klang und die Qualität der Intonation einer Okarina ausmacht. Denn erst durch die gekonnte Abstimmung und das Zusammenspiel verschiedener Komponenten wie Kammergröße, Fensterform und -größe (Voicing), Rampenform, Windkanal (Form, Länge und Weite; Position, Anblaswinkel), Innenstreben (Spencer Ocarinas) und last but not least die Form des Okarinakörpers bekommt jede Okarina nicht nur ein individuelles Aussehen, sondern auch ihren guten Klang, dessen Charakteristik sich mal mehr mal weniger von anderen unterscheidet.

Liegt jemandem die ein oder andere Okarina unbequem in den Händen, rate ich stets dazu, die Modelle ganz verschiedener Okarinabauer auszuprobieren. Okarinas in gleicher Stimmlage können nicht nur unterschiedlich geformt, sondern auch ganz verschieden groß und schwer sein. Das führt dazu, dass die verschiedenen Modelle unterschiedlich ausbalanciert sind und sich ganz unterschiedlich in die Hände einfügen.

Die beiden folgenden Fotos zeigen einen kleinen Teil der unterschiedlichen Okarinaformen. Man sieht sowohl 10- als auch 11- und 12-Loch Okarinas. Die Anzahl der Löcher ist kein Kriterium für die Größenunterschiede. Die kleinste meiner C3 Okarinas ist eine 11-Loch Pacchioni (oberes Foto 3. / Reihe / von rechts das 1. Instrument) Auf dem 2. Foto sind C1 Okarinas zu sehen.

Eine gut ausbalancierte zu den Händen passende Ocarina spielt sich viel leichter als eine, bei der man schnell das Gefühl hat, sie könne einem aus den Händen rutschen oder eine, die einen der Daumen unangenehm belastet. An manche Okarinas, die zunächst gewöhnungsbedürftig erscheinen, gewöhnt man sich im Laufe der Zeit  überraschend gut, während man mit anderen irgendwie nicht warm wird. Beim Vergleichen verschiedener Modelle merkt man unter Umständen, dass man mit einem bestimmten Modell ganz spontan besonders gut zurecht kommt. Wenn das ganze "Paket" (Handgefühl, Ansprache, Intonation ...) stimmt, muss man zugreifen, ganz egal, wie andere das Instrument beurteilen.

Da einerseits jeder andere Hände hat und auch die Bedürfnisse hinsichtlich Klangcharakteristik, Blasdruck und Lautstärke ganz unterschiedlich sind, gehen die Meinungen über manche Okarinas verständlicherweise weit auseinander oder wollen sich mit den eigenen Erfahrungen nicht decken. Deshalb ist es gut, dass es viele unterschiedliche Okarinaformen gibt. Und es hilft nur eins: Ausprobieren! Am besten auf einem Okarinafestival, wo man auch Okarinabauer trifft, deren Instrumente man nur auf Märkten bekommt.

Ein Teil der gezeigten Okarinas hat ein sogenanntes "Splithole". Das heißt, dass eines der Löcher (in diesem Fall das Loch für den rechten kleinen Finger) in zwei Löcher aufgeteilt ist. Das Splithole wird normalerweise nicht extra gezählt. In meinen Okarinalisten zeige ich die Anzahl der Löcher mit "10+1" an, wenn die Okarina ein Splithole aufweist. Charakteristisch für ein Splithole ist, dass die beiden Löcher häufig in einer gemeinsamen Mulde dicht nebeneinander liegen, damit man sie wie ein großes Loch greifen kann. Im Gegensatz dazu ist ein Subhole (wie man es bei der kleinen weißen Pure Ocarina sieht) etwas weiter vom benachbarten Loch entfernt.

Auf C-Okarinas spielt man mit dem Splithole C und C# (= Cis). Man kann das Cis auch genauso gut mit seitlicher Abschattung oder Teilabdeckung des normalen C-Lochs spielen. Das Splithole ist hilfreich, weil es die exakte Intonation der chromatischen Stufe unterstützt. Fortgeschrittene Spieler bevorzugen aber unter Umständen das normale C-Loch, weil es sich zum Erzeugen von Sliding-Effekten besser eignet.

Grifftabellen

In manchen Grifftabellen wird das Splithole mit 2 Punkten angezeigt. Wo das nicht der Fall ist, sieht man für Cis eine Halb-Abdeckung.

Trotz aller äußeren Unterschiede werden 10-Loch Travers-Okarinas im Prinzip alle mit demselben Griffsystem gespielt. Bis auf einen Unterschied:

Die letzten 2 Griffe können vertauscht sein!
Bei einer C Ocarina sind das die Töne E und F

 

Das heisst:
- Beim Italienischen System wird für das E ( vorletzter Ton ) der kleine Finger der linken Hand zuerst geöffnet und danach für das hohe F der Daumen der rechten Hand
- Beim Asiatischen System ist es umgekehrt.

 

Welches Griffsystem eine Okarina verlangt, kann man häufig an der Größe des linken Kleinfingerlochs erkennen. Das ist bei italienischen Ocarinas auffallend groß! Da Leute mit schmalen Fingern bereits bei einer mittelgroßen C3-Okarina Schwierigkeiten beim Abdecken dieses Grifflochs haben, formen einige Okarinabauer dieses Griffloch oval.

Die Grifftabellen sind folgendermaßen zu lesen:

Im weißen Bereich werden die Töne der Stammtonleiter angezeigt.

Im grauen Bereich werden die chromatischen Zwischenstufen angezeigt.

 

Hier die Grifftabelle für das italienische System:

Grifftabelle der Ocarina di Budrio
Grifftabelle der Ocarina di Budrio

Die Grafik zeigt, in welcher Reihenfolge die Finger beim italienischen System abgehoben werden.

 

Als nächstes ist die Grifftabelle für die asiatische Variante abgebildet. Bis zum d'' stimmen die Griffsysteme überein. Nur die letzten Griffe am Ende der Tonleiter unterscheiden sich. Beim dis'' muss man testen wie es am besten klingt. Der abgebildete Alternativgriff ist in Kombination mit dem Sicherungsgriff, bei dem der rechte kleine Finger die Okarinaspitze umschlingt, am besten zu greifen.

Bis zum d'' stimmen die Griffsysteme überein. Nur die letzten Griffe unterscheiden sich.

Die asiatische Griffvariante wird von Hans Rotter bei solchen 10-Loch Okarinas angeboten, bei denen das linke Kleinfingerloch aufgrund der Tonlage in der italienischen Version sehr groß würde. Durch den Tausch der Griffe für die Töne E und F wird dieses Loch deutlich kleiner. Dafür ist dann das rechte Daumenloch größer.

Der Grund für die unterschiedliche Größe der Löcher:

Der Schritt von D nach E ist ein Ganzton. Deshalb benötigt man für das E ein großes Griffloch.

Der Schritt von E nach F ist ein Halbton. Deshalb benötigt man für das F ein kleineres Griffloch.

 

10-Loch Okarinas gibt es auch in senkrecht gehaltenen Versionen. Wie gut sie sich halten lassen, hängt davon ab, wie schwer sie sind und wie sie zur Größe der Hände passen.

Die Ocarina Dritta von Pacchioni wird mit dem italienischen 10-Loch-System gespielt. Ich sichere das Instrument, indem ich mit meinem rechten kleinen Finger unter die Spitze des Instruments greife. So wird die Pfeife zwischen Fingerspitze und Mund gewissermaßen eingeklemmt und die restlichen Finger können sich frei bewegen.

Wenn bei großen, breiten Instrumenten die Position der Grifflöcher auf die Fingerlänge abgestimmt ist, kann man den Körper der Okarina zwischen die Handballen klemmen und alle Finger frei bewegen. Diese Art 10L Pendants baut Kevin Wright in Linsenform.

9-Loch-System mit Subhole

Das Griffsystem der 9-Loch-Plus 1 von Kurt Posch ist eine völlig anders geartete 10-Loch-Okarina. Bei dieser Okarinaversion erweitert ein Subhole den Tonraum des 9-Loch-Travers-Systems. Die 10-stufige Tonleiter wird auf diese Weise um ihren Leitton (= 7. Tonleiterstufe) ergänzt.

Das Subhole ist sehr praktisch beim Spielen des erhöhten Grundtones (bei C-Okarinas das Cis). Kurt Posch baut dieses System mit verschiedenen Okarinakörpern (Modell Budrio, Modell Japan) Das Subhole platziert Kurt Posch neben der Ruheposition des linken kleinen Fingers.

Das linke Kleinfingerloch der 10-Loch Mountain Okarina funktioniert ebenfalls als Subhole. Hier eine Demonstration von David Eric Ramos:

Ein ähnliches 9-Loch-Plus-System findet man bei der Fantasy-Okarina von Focalink/Stein. Hier ist das Subhole allerdings nur vom rechten Mittelfinger erreichbar. Mit dieser Griffweise übt man dieselbe Griffweise, wie man sie bei vergleichbaren 11-, 12- und 13-Loch-Okarinas verwendet.

Noten für 10-Loch Okarinas

Noten für Blockflöten eignen sich nur begrenzt für die 10-Loch-Okarinas, da sich der Tonraum der Instrumente nicht ganz entspricht.

Noten für 12-Loch Okarinas sind ebenfalls nur begrenzt spielbar. Man muss im Einzelfall prüfen, wie häufig die Kompositionen bis zu zwei Stufen unter den Grundton gehen. Mit einer speziellen Spieltechnik (Blasdruck absenken) erreicht man auf guten 10- und 9-Loch Travers-Okarinas problemlos den Halbton unter dem Grundton, genannt "Leitton". (Bei einer C-Ocarina das H). Ihr Tonraum entspricht somit dem Tonraum einer 11-Loch-Okarina. Melodien, die diesen Ton benötigen, braucht man also nicht aussortieren.

Originalliteratur für die Okarina findet man bislang vor allem bei italienischen Musikern und Komponisten wie Vincenzo Lacchini, Alberto Napoleone Mezzetti, Giorgio Pacchioni, Cesare Testi, ....

Für Erwachsene bietet die Okarinaschule für 10-Loch Okarinas HG. Ocarinamusic einen guten Einstieg und auch der in der Szene vielen bekannte Ocarina Tutor von Mezzetti  bietet ambitionierten Autodidakten einiges Übungsmaterial. Im Shop von ocarinamusc findet man weitere interessante Hefte. Für Kinder oder diejenigen die sich in kleinen Schritten mit vielen Übungsstücken den Tonraum der Okarina systematisch erarbeiten möchten, habe ich eigene Notenhefte zusammengestellt. Die können Sie per Email bei mir bestellen. Meine Notenhefte sind nach Anzahl der Grifflöcher geordnet. Hier geht es zu den Heften für 10-Loch-Okarinas.

 

Noten für 9+1-Loch Okarinas

Seit Mai 2020 biete ich eine Serie Noten-Hefte für das 9+1-System an. Sie berücksichtigen die mit diesem Griffsystem spielbaren Tonarten. Dadurch kann sich der Inhalt der Notenhefte von den Ausgaben für an-

dere Griffsysteme unterscheiden.

 

Wichtig zu wissen:

In mehrstimmigen Okarinasätzen werden alle Okarinas, die nicht in C klingen, transponierend notiert. Das bedeutet, dass man immer liest und greift, als spiele man eine C-Okarina. In den mehrstimmigen Sätzen ist an jeder Stimme angegeben, für welche Okarina sie gedacht ist. Der Vorteil der transponierenden Notations-Methode ist, dass man nicht umdenken muss, wenn beispielsweise in einem Duett für Okarina und Klavier in einer kleinen Pause von wenigen Takten die Okarina gewechselt wird. Auch in mehrstimmigen Okarinasätzen kann man beobachten, dass in manchen Kompositionen (vor allem von Spielern der helleren Stimmen) hin und wieder die Okarina gewechselt wird.

Travers-Okarina Griffsysteme

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Weiterführende Links

- ocarina di budrio
- alte Posch klassik Okarina

- neue Posch plus Okarina

 

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10-Loch Okarinas mit 2 Kammern

Wenn die 10 Grifflöcher zu je 5 auf die beiden Kammern verteilt sind, ordne ich sie den 5-Loch Griffsystemen zu. Wie zum Beispiel diese:

Travers-Okarina Griffsysteme

8-Loch / 9-Loch / 10-Loch / 11-Loch / 12-Loch / 13-Loch